Überaus begeistert standen die Zweitklässler der Grundschule Dobel in Kleingruppen vor dem Zaun am Sonnenwegle. Andreas Mahr, Schäfer aus Engelsbrand, kam mit vier Muttertieren sowie zwei Lämmern auf den Dobel. Interessiert lauschten die Schüler den ausführlichen Informationen des Schäfers zum Nutztier. In den letzten Unterrichtseinheiten im Sachkundeunterricht wurden die verschiedenen Nutztierarten behandelt und nun stand endlich die erste außerschulische Unterrichtseinheit des Moduls „Vom Schaf zur Wolle“ an.
Behutsam fing der Schäfer ein Schaf ein und begann mit der elektrischen Schere mit der Schafschur. „Diese Aufgabe zählt zu den wichtigsten Tätigkeiten eines Schäfers, da die Schafe vom Menschen für die wertvolle Wolle gezüchtet wurden und nun der Mensch dafür Sorge tragen muss, dass das Fell vom Tier geschoren wird. Mindestens einmal im Jahr.“ informierte Herr Mahr. Weiter wurde den Schülern erklärt, was bei der Schafschur wichtig ist und worauf er besonders achten muss. Beispielsweise, dass die Beine des Tieres nicht auf dem Boden kommen, da es sonst als Fluchttier reflexartig flieht bzw. zu zappeln beginnt.
„Tut den Schafen das Scheren nicht weh?“ wurde ungläubig gefragt. „Tut Dir denn das Haareschneiden beim Friseur weh?“ war prompt die Gegenfrage. Daraufhin folgte zufriedenes Kopfschütteln in der Runde. Auch die Pflege der Hufe gehört zu den Aufgaben. „Warum schneiden Sie denn die Nägel mit der Gartenschere?“ „Auf den Wiesen nutzen sich die hornhaltigen Kanten der Schafshufe nicht so ab, wie beispielsweise auf den steinigen Bergpfaden. Deshalb müssen auch die Hufe der Tiere gepflegt werden.“ Mahr erklärte weiter Wissenswertes zum Aufbau der Mägen und befragte die Schüler nach den vier Nutzungsmöglichkeiten des Schafes. Und die Antworten kamen wie aus der Pistole geschossen, was der Sachkundelehrerin der Schüler ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Nach der Schur legte Herr Mahr die geschorene Wolle auf die Wiese und sortierte die minderwertigere Bauch-, Bein- und Schwanzwolle aus. Aus der Restwolle dürften sich die Kinder etwas mit nach Hause nehmen: „entweder zum Basteln oder als Dünger für die Tomaten“.
Nach der Unterrichtseinheit streichelten die Schüler die Tiere und ließen sich kaum zur Rückkehr in die Schule bewegen. „Das Fell ist so flauschig. Und die Tiere so lieb. Können wir noch bleiben?“ Referendarin Ingrid Adler und Projektleiterin Daniela Straub versicherten, dass „der Schäfer zum zweiten Teil nächste Woche wieder in die Schule kommt!“.
Denn eine Woche später stand der zweite außerschulische Teil des Moduls an: Filzen. Die Filz-Methode ist eine Art der Wollverarbeitung, die nicht nur zeitaufwendig, sondern auch sehr anstrengend sein kann. Voller Tatendrang und mit kreativen Ideen gestalteten die Zweitklässler zusammen mit Herrn Mahr eigene Filztaschen. Zur Hilfestellung brachte der Schäfer zu diesem Modultag seine Frau Paula mit, welche den Schülern tatkräftig zur Seite stand. „Ist das anstrengend!“, „Ich kann nicht mehr!“ oder „Mir tun die Finger vom vielen Reiben schon weh!“ drang es aus den unterschiedlichsten Ecken des Klassenzimmers. Und dennoch blieben die Schüler – nach einer kleinen Pause – hochmotiviert bei der Arbeit und hielten schließlich stolz ihre neuen Filztaschen am Ende des Unterrichts in Händen. Sichtlich begeistert stellten sich die Zweitklässler mit ihren Taschen zum abschließenden Gruppenfoto mit Ihrer Klassenlehrerin Frau Messmer, Referendarin Frau Adler und dem Schäfer-Ehepaar Mahr auf. Das Schulentwicklungsprogramm wird vom Naturpark Schwarzwald Mitte Nord und dem Land Baden-Württemberg gefördert und soll den Schülern der Naturpark-Grundschule Dobel die besondere Bedeutung der Schätze der Heimat vermitteln.